© Copyright 1993, 1996 Matthias Kasimir, Siegen
http://www.htu.at/~sascha/t3/ --- Ein eine sehr gute bebilderte Einführung zur Beseitigung von Rost am VW-Bus.
Diese Kurzanleitung habe ich 1993 für die Verbreitung im Fidonetz geschrieben. Hier ist sie in einer überarbeiten Fassung, jedoch nicht im Hypertext-Format, da ich annehme, daß eine Papierversion einer solchen Anleitung beim Basteln sinnvoller ist. Macht keinen Mist, ich lehne jede Verantwortung ab (s.u.)!
Wenn das Automobil nur noch einmal die Hauptuntersuchung überstehen soll, so lohnt sich eine solche (halbwegs sorgfältige) Beseitigung des Rostschadens in der Regel nicht mehr. Wo dann gespart werden soll, muß jeder selbst entscheiden. Eine Möglichkeit wäre natürlich, den Rostschaden nur zu verdecken, aber Achtung vor Gucklöchern, die mit Stopfen verschlossen sind (-> TÜV Hauptuntersuchung). Die Ingenieure sind ja nicht dumm.
Ich gehe bei der Anleitung einfach davon aus, daß das Fahrzeug so gut und dauerhaft es eben geht instandgesetzt werden soll. Ich selbst habe untenstehendes (nur hobbymäßig!) schon oft gemacht und habe damit während meiner Schulzeit angefangen, als ich meinen ersten Audi 100 hatte (eine absolute Rostlaube). Und es ging, wenn auch mit vielen Fehlschlägen, die ich Euch mit dieser Anleitung wenigstens zum Teil ersparen will. Also mutig ran, besonders wenn es beim erstem Mal kein besonders wertvolles Auto ist und ihr viel Zeit habt. Denn das kann ich versprechen: Es braucht viel Zeit!
Lackierte Flächen: Bläschen/Risse im Lack: mit Schraubenzieher kräftig stochern
Unterboden: Wölbung des Unterbodenschutzes, Risse, Löcher, morsch klingende Stellen (Hämmerchen): Stochern, Unterbodenschutz abkratzen
Weiter geht es mit (a=mit Loch) oder (b=ohne Loch).
Vorsicht, auf jeden Fall Schutzbrille und Gehörschutz sowie Lederhandschuhe tragen! Angerostetes Blech um die Löcher absolut vollständig entfernen, aber bitte ungefähr die Form merken, sonst muß man hinterher noch ein anderes Auto suchen, um zu wissen, was man da noch nachbauen soll. Wo Blasen im Lack sind, der Unterbodenschutz rissig ist, etc.: Löcher mit dem Hammer einschlagen um das Ausmaß des geschwächten Bleches zu erkennen (oft ist es innen stärker als außen angerostet). Dann das Blech mit der Flex (Winkelschleifer mit Trennscheibe) ausschneiden. Dabei kann es nötig sein, auch weiter innen andere Bleche, die ebenfalls Löcher haben, herauszuschneiden. Um dort heranzukommen, muß man oft außen noch Schlitze einschneiden und das Blech hochbiegen, um überhaupt noch ranzukommen (von außen nach innen, beim Wiederaufbau ist es dann umgekehrt). Beispiel: Längsträger (Türschweller) VW/Audi hinten, zumeist sind, wenn der Träger außen gammelig ist, die inneren Stehbleche weggerostet.
Bei Entfernen des Rostes bitte Vorsicht walten lassen, auf jeden Fall Schutzbrille und Gehörschutz sowie Lederhandschuhe tragen! Wenn kein Loch vorhanden ist, so muß auf jeden Fall der Rost bis auf das blanke Blech entfernt werden. Das geht am schnellsten mit der Schruppscheibe auf der Flex (Winkelschleifer), jedoch greift man ein sehr schwaches Blech mit tiefen Rostnarben damit zu stark an. Aber es geht unbestritten am schnellsten, jedoch braucht es eine sehr ruhige Hand, um keine tiefen Riefen hineinzuschleifen. Bei solchem Blech ist eine Topfbürste (teuer, ca. DM 20 pro Stück) für die Einhandflex angesagt. Mit dieser Bürste nicht drücken, sondern so bürsten, daß die Borsten so gerade eben auf das Blech schlagen und helle Punkte hinterlassen. Das dauert zwar länger, ist aber tiefgehender (ähnlich dem Sandstrahlen) und schont die Bürste und das Blech.
Vom Sandstrahlen am Fahrzeug sollte man Abstand nehmen, falls man später einigermaßen ordentlich lackieren will, da der Sand aus allen Ecken rieselt, auch wenn man meint, schon alles abgesaugt zu haben. Ebenso ist Vorsicht mit etwas komplexeren Blechteilen wie z.B. Türen geboten. Der Sand dringt in die Falze, wo er dann verbleibt bis man beginnt zu lackieren ...
Achtung, man verwechselt als Anfänger leicht den evtl. polierten Rost mit blankem Blech. Mit dem Hammer und einem alten Schraubenzieher erkennt man den Unterschied: der Rost springt ab. Wenn man mit der Schruppflex und auch mit der Bürste nicht hinkommt, ist der alte, spitze Schraubenzieher mit einem Hammer dran (um den Rost aus den Narben zu pickern).
Dies kann der schwierigste oder einfachste Schritt sein. Oft gibt es genau das Blech, was man braucht nicht zu kaufen. Und wenn man es kauft, dann paßt. es oftmals nicht. Ich habe am Anfang viele Bleche nach Gefühl und Augenmaß selbst zurechtgedengelt (mit Schraubstock und starken Winkeleisen, Hämmern, Amboß etc.). Wenn es sich um ein kompliziert tiefgezogenes Blech handelt, so sollte man es kaufen. Meist gibt es aber nur das äußere Blech zu kaufen, die inneren Verstärkungen der Längsträger bei Audi z.B. sind schwer zu bekommen und wenn, dann teuer und viel zu großflächig.
Wie unter Punkt 2.a schon angedeutet, arbeite ich dann von innen nach außen. Ich versuche, ein Stehblech anzufertigen, das, wenn es oben angeschweißt ist, unten ein wenig über den unteren Punktschweißfalz des Längsträgers hinausragt, so daß man nachher das Außenblech von der Seite anschweißen kann (wobei einem weniger Funken in die Klamotten fliegen, wenn man sonst darunterliegen müßte). Wenn man ein inneres Blech angefertigt hat, kann man es auch gleich einschweißen, denn danach läßt sich das Außenblech meist besser anpassen.
Im übrigen habe ich innere Verstärkungsbleche manchmal durch mehrere stärkere Winkeleisen oder Flacheisen ersetzt, was der TÜV bei einer Untersuchung sicher nicht gerne sähe, da es u.U. im Falle eines Unfalles die Verformungseigenschaften des Trägers/der Karosserie beeinflussen könnte. An den stärkeren Eisen läßt sich aber viel leichter etwas anschweißen und sie lassen sich auch leichter einpassen. Außerdem habe ich so die Gewähr, auch wirklich einen Wagenheber an der Stelle ansetzen zu können (die ich beim sachgemäßen Einschweißen von Blechen aber auch hätte).
Mit dem Korrosionsschutz habe ich es bei meinem ersten Auto nicht so genau genommen, was ich schon beim nächsten TÜV schwer bereut habe. Ich mußte nämlich wieder schweißen. Für mich hat sich folgendes bewährt: Korrosionsschutzmittel Zinkstaubfarbe in Hohlräumen mit nachfolgender Wachsbehandlung (Tectyl-S-Spray), am Unterboden mit Unterbodenschutz. Leider ist die Zinkstaubfarbe nicht sehr haftfest, stört aber nicht zu sehr beim Schweißen, daher ist sie für Hohlräume und Zwischenräume zwischen Blechen am besten. Natürlich ist es schwerer, so behandelte Bleche einzuschweißen, aber es lohnt sich. Auf keinen Fall die beim Schweißen entstehenden weißen Dampf/ Rauchschwaden einatmen. Nur bei hervorragender Belüftung schweißen! Alle fertig gebogenen, gedengelten und eingeschnittenen Bleche werden vor dem Einschweißen auf der nach innen gewandten Seite, die danach ja nicht mehr zugänglich ist, mit Zinkstaubfarbe behandelt, alle Teile, die noch blank sind, wenn sie gleich verdeckt werden (Stehbleche, Innenbleche) werden vor dem Einschweißen des Außenblechs mit der Drahtbürste vom Zunder befreit und auch sorgfältig eingesprüht. Es ist gut, wenn die Zinkstaubfarbe in die Spalte zwischen den Blechen eindringt, daher dort auch streichen.
5.a Das Einschweißen mit einem MAG-Schweißgerät Dieser Punkt wäre eigentlich der Einfachste, wenn man nicht dauernd rostige Stellen übersehen würde. Aber leider ist es so, daß man bei sehr alten Autos gar nicht allen Rost entfernen kann, besonders, wenn man sie nicht ganz zerlegen will. Und auf (auch nur von der Rückseite) angerostetem Blech schweißt es sich sehr schlecht, denn erstens ist das Blech sehr dünn, weshalb man oft Löcher reinbrennt und zweitens spritzt es arg, da der Rost auch Wasser bindet, welches dann schlagartig verdampft und glühendes Material mitreißt.
Achtung, Brandgefahr! Vergewissert Euch, was für ein Material sich in der Nähe der Schweißstelle auf der anderen Seite befindet. Der Kunstoffschlauch der Tankentlüftung? Teppichboden? Also, am besten schweißt man mit einem Metall-Aktivgas-Schweißgerät, auch allgemein Schutzgasschweißgerät genannt. Bei dieser Technik wird aus einer handlichen Schweißpistole auf Knopfdruck der Schweißdraht und ein CO2/Argon-Mischgas auf die Schweißstelle geführt und gleichzeitig der Strom eingeschaltet. Man sollte sich das mal von einem Praktiker zeigen lassen, und bevor man an einem Oldtimer anfängt, erstmal einige Experimentierbleche unter bequemen Bedingungen (im Stehen, alles eingespannt, sauber, unlackiert und rostfrei) zusammenschweißen. Da macht es nämlich noch richtig Spaß und man sieht, wie gut Schweißpunkte aussehen können ...
Es wird überall (=überall da, wo der TÜV es sehen kann und überhaupt) im Punktverfahren geschweißt. Hierzu gibt es eine gute Broschüre vom TÜV Rheinland (H.G. Hirschberger/ E.D. Jansen/ L. Schulte: „TÜV TIPS: Korrosionsreparaturen an Pkw“, Verlag TÜV Rheinland, Köln 1986, damals DM 14.80)
Meine Hinweise weichen jedoch aus praktischen Gründen in einigen Punkten von denen des TÜV ab, jedoch empfehle ich dringend die Lektüre dieses reich illustrierten, aber schmalen Bändchens, da es zeigt, was Prüfers Augen nie zu sehen bekommen dürfen.
Beim Schweißen selbst muß man darauf achten, daß die Bleche mindestens an dem Punkt, wo geschweißt werden soll, so eng wie möglich aufeinanderliegen, damit es zu einer kraftschlüssigen Verbindung kommt. Es ist nötig mit einem Schraubenzieher etc. zu drücken und wenn möglich Klemmen zu verwenden.
Achtung, wenn man schweißt, verzieht sich oft das Blech! Darum nicht einfach von einem Ende zum anderen anschweißen, da sonst das andere Ende wahrscheinlich ganz woanders steht, als geplant. Dafür muß man ein Gefühl bekommen. Je mehr man experimentiert, desto besser.
Auch von der Außenseite muß die Stelle, an der repariert worden ist, geschützt werden. Jedoch ist es hier nicht so kritisch, welches Material verwendet wird, da man im Falle des Versagens (=Rost kommt wieder durch) nacharbeiten kann. Zinkstaubfarbe verträgt sich i.d.R. mit schwarzem Bitumen-Unterbodenschutz. Leider läßt sich Zinkstaubfarbe nicht mit normalen Autolacken überlackieren, d.h. wenn man lackieren will, so muß man die Grundierung und den Füller des jeweiligen Lacksystems oder kompatible verwenden. Daher fragt man am besten beim Lackverkäufer oder -hersteller.
Wenn die Schweißstelle sich im sichtbaren Bereich der Karosserie befindet, sollte man sie mit Karosseriezinn verzinnen (sehr schwierig, vorher unbedingt Karosseriebauer fragen!) oder mit Polyesterspachtel verspachteln. Diesen Spachtel gibt es in verschiedener Ausführung, für das Glätten von Schweißnähten empfiehlt sich der normale Füllspachtel, bei großen Unebenheiten darunter noch Glasfaserspachtel. Leider hält der Spachtel nur direkt auf dem nackten, sauberen Blech. Eine kostenlose Broschüre der Firma „Presto“ (Weber & Wirth Chemie, Schwerte) gibt über das Spachteln detailliert und illustriert Auskunft, besser als ich es kann. Ein Praxistip nur zu den Mengenverhältnissen Dosierung von Harz (=Spachtelmasse) und Härter: Hühnerei und Zahnpasta. Ach so, im Zweifel lieber ein wenig mehr Härter, halb ausgehärteter Spachtel ist schlimmer als zu schnell härtender.
Übrigens: Hat man ein Schweißgerät bei der Hand, so ist ein Loch im geraden Blech schneller geschweißt, als mit GFK-Matten abgedeckt, gespachtelt und geschliffen. Außerdem ist es stabiler. Will man unbedingt pfuschen, so kann man immer noch die Löcher grob zuschweißen, und dann drüberspachteln.
Anmerkung zu Unfallschäden: Sehr kleine Unfallbeulen habe ich immer mit verschieden dicken und breiten, nötigenfalls abgerundeten Hartholzklötzen ausgebeult. Von außen muß man gegebenenfalls mit einem Stahlklotz gegenhalten. Wenn das Blech stark geknickt ist, kann es sein, daß man es vor dem Ausbeulen mit einem Sauerstoff-Acetylen-Brenner auf Rotglut anwärmen muß, damit es nicht sofort reißt. Allerdings verliert es dabei auch an Stabilität. Mit gezielt gesetzten Anwärmpunkten kann man auch Springbeulen beikommen und sogar in begrenztem Maße Blechflächen wieder geradeziehen (ich kann das nicht erklären, muß man probiert haben, jahrelanges Üben unter Anleitung eines südosteuropäischen Karosseriebauermeisters könnte einen zur Perfektion führen). Es gibt auch komplette Ausbeulsätze mit speziellen Eisen, Riffelhämmern und einem Gleithammer zum Herausziehen von Beulen an aufgeschweißten Stiften, aber ich brauchte sie zum Glück noch nie.
Ich (der Autor) lehne jegliche Haftung ab, für jede Art von Schäden an Menschen, Material oder Vermögen, die durch die Lektüre oder Befolgung dieser Anleitung entstehen.
(schon im Text erwähnt) Broschüre vom TÜV Rheinland (H.G. Hirschberger/ E.D. Jansen/ L. Schulte: „TÜV TIPS: Korrosionsreparaturen an Pkw“, Verlag TÜV Rheinland, Köln 1986, damals DM 14.80)
(lm 31.10.96)
Kommentare und Ergänzungen?